Tacitus in Corvey
Kombiführung mit der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek
Zu den besonders bedeutsamen Exponaten der derzeitigen Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn „Corvey und das Erbe der Antike“ gehören zwei Codices, die aus der Biblioteca Laurenziana in Florenz ausgeliehen werden konnten: eine Handschrift mit den „Annalen“ des römischen Historikers Tacitus sowie eine Handschrift mit Briefen des Senators Plinius d.J. Beide Handschriften sind im 9. Jahrhundert entstanden. Ursprünglich in einem Band gebunden, sind sie seit dem 16. Jahrhundert voneinander getrennt und separat eingebunden.
Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts und bis zum Jahr 1508 waren sie Bestandteil der bedeutenden Bibliothek des Reichsklosters Corvey. Dort wurden sie gestohlen und tauchten um 1510 in Florenz auf, wo sie Kardinal Giovanni de‘ Medici, der spätere Papst Leo X., für seine Bibliothek erwarb, wo sie sich bis heute befinden.
Der Tacitus-Band ist – das hat auch schon Papst Leo X. erkannt – von besonderer Bedeutung, denn die ehemals Corveyer Handschrift ist die einzige, die den Text der ersten sechs Bücher der „Annalen“ überliefert. Schon deshalb veranlasste Papst Leo X. die Drucklegung des bedeutenden Textes; die Editio princeps erschien im Jahr 1515 in Rom.
Ein Exemplar dieser seltenen Erstausgabe gehört zu den Beständen der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek. Die Kabinettausstellung in der EAB „Tacitus in Corvey. Die ‚Annalen‘ des römischen Historikers. Handschriften und Drucke“ erläutert anhand von über 30 Exponaten die Geschichte dieser Drucklegung, die damals beteiligten Personen und eine Auswahl weiterer Tacitus-Drucke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus den Beständen der EAB und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
In der öffentlichen Führung von Prof. Dr. Hans-Walter Stork werden zunächst die beiden Handschriften im Diözesanmuseum besichtigt und erläutert. Zu Fuß geht es dann weiter in die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek. Dort findet der zweite Teil der Führung statt, bei der es um die spannenden Machenschaften um die Erstellung der Editio princeps geht und weitere Editionen der „Annalen“ vorgestellt werden.