Handschriften | Stiftsbibliothek St. Gallen
Wenn man sich ein Bild von der heute zerstörten Klosterbibliothek in Corvey machen möchte, muss man die Stifsbibliothek im schweizerischen St. Gallen besuchen. Sie ist seit Gründung des Klosters im 8. Jahrhundert bis heute ein Hort der Schriftkultur, des Wissens und der Überlieferung antiker Texte. Astrologen, Philosophen, Poeten der Antike – so einige ihrer Werke sind hier in Abschriften erhalten. Die ältesten Manuskripte stammen aus dem 5. Jahrhundert – zwei von ihnen dürfen in der Ausstellung präsentiert werden: Eines ist das Fragment der Aeneis des Vergil (70–19 v. Chr.). Dieser römische Dichter besang – auf der Grundlage der Odyssee des Homer – das Schicksal des Aeneas. Der floh nach dem Ende des trojanischen Krieges aus der brennenden Stadt, erreichte nach langer Irrfahrt Italien und wurde dort zum Gründervater Roms. Die zweite nach Paderborn entliehene Handschrift zeigt eindrücklich das Schicksal antiker Texte: Abschriften antiker Autoren wurden hier im 8. Jahrhundert „ausradiert“ und mit einem Wörterbuch überschrieben. Man kann heute beide Schriftlagen noch gut erkennen.
Mehr zum Thema auch im Podcast zur Sonderausstellung (aus 2023) „Antike – Römische Literatur im Kloster St. Gallen“ der Stiftsbibliothek St. Gallen
Ausstellungsabteilung: Schrift – Sprache – Gelehrsamkeit. Corveyer Bibliothek und Skriptorium
Podcast zur Sonderausstellung „Antike – Römische Literatur im Kloster St. Gallen